ATP Paris-Bercy: Thiem dreht Late-Night-Tenniskrimi gegen Wawrinka
Der Erfolgslauf von Dominic Thiem beim Rolex Paris Masters ist auch am ersten Spieltag des Hauptbewerbs weitergegangen. Nach zwei Siegen in der Qualifikation entschied der 30-jährige Niederösterreicher (ATP 108) beim ATP-Masters-1000-Hartplatz-Hallenevent in Frankreichs Hauptstadt in der ersten Hauptrunde einen Late-Night-Tenniskrimi gegen den Schweizer Stan Wawrinka (ATP 51) nach 2:31 Stunden Spielzeit mit 3:6, 6:3, 7:5 für sich. In Runde zwei wartet auf den US-Open-Champion von 2020 damit am Mittwoch der sechstgereihte Holger Vitus Nodskov Rune (ATP 7), der nach einer längeren Durststrecke mit dem vorwöchigen Halbfinaleinzug beim ATP-500-Turnier in Basel leicht aufsteigende Tendenz zeigte. Der dänische Jungstar wird seit kurzem von Boris Becker gecoacht. Die deutsche Tennislegende, die eben erst bei den Erste Bank Open in Wien auf Besuch war, verfolgte den Erstrundenkracher Thiem gegen Wawrinka deshalb auch sehr aufmerksam auf den Zuschauerrängen.
Zweitrundeneinzug um 2:22 Uhr fixiert
Heuer hatte Thiem bei den Australian Open in Melbourne lediglich mit einer Wildcard der Veranstalter am Hauptbewerb teilgenommen. Das neuerliche Zittern um seinen Platz im Hauptfeld des ersten Grand Slams 2024 hat für ihn mit dem Sieg über Wawrinka nun ein Ende. Denn mit den 25 ATP-Punkten für die erfolgreiche Qualifikation und den 45 für den Erstrundencoup schob er sich im Liveranking wieder zurück in die Top 100, bis auf Platz 92. Eine Position unter den besten 100 genügt erfahrungsgemäß für den Cut, diese wird Thiem bis zum Jahresende kaum noch verlieren können. Für seinen dritten Sieg in Paris-Bercy musste sich der Lichtenwörther allerdings zu später Stunde mächtig strecken. Da die vorherigen Matches lange dauerten und durch die traditionell späte Ansetzung beim Rolex Paris Masters betraten Thiem und Wawrinka den Court Central erst um 23:45 Uhr. Im Duell der Ex-Grand-Slam-Gewinner konnte das ÖTV-Ass um 2:22 Uhr in der Nacht von Montag auf Dienstag seinen ersten Matchball nützen.
Wawrinka vergibt Matchball mit Doppelfehler
Dabei stand Thiem im Finish sogar schon mit dem Rücken zur Wand. Zuerst verlor er den ersten Satz durch einen Aufschlagverlust im achten Game, in dem er einen Spielball zum 4:4 vergab. Im zweiten Durchgang war eine frühe 3:0-Führung zwar rasch wieder dahin, doch diesmal schlug im achten Game Thiem nach 40:15 für Wawrinka zu – und servierte nach 15:40-Rückstand aus. Im Entscheidungssatz schien wiederum ein Break im achten Spiel zu entscheiden, zugunsten von Wawrinka. Der Eidgenosse fand bei 5:3 dann sogar einen Matchball bei eigenem Aufschlag vor, verzeichnete jedoch ausgerechnet in diesem Moment einen Doppelfehler. Mit einem bärenstarken Finish vermochte Thiem danach die Partie dank vier Games in Serie noch zu drehen und seinen zweiten Sieg im fünften Duell der einhändigen Rückhand-Spieler zu feiern. „Ich bin natürlich überglücklich“, verriet der Schützling von Benjamin Ebrahimzadeh. „Es war schon ein spezielles Match. Ich bin wohl noch nie so spät bei einem Match auf einen Tennisplatz gegangen und habe noch nie so spät auch ein Match beendet. Schön, dass ich den Moment (vor den vielen verbliebenen Zuschauer:innen; Anmerkung) mit Stan teilen habe dürfen. Er ist ja eines meiner größten Vorbilder, speziell mit seiner Rückhand. Natürlich ist es ein bisschen mühsam im Tennis, dass es bei solchen Matches einen Verlierer geben muss.“