Salzburger Tennisverband
Billie Jean King Cup

Tapfere Paszek, starke Kraus: ÖTV-Damen wahren nach Tag 1 die Siegchancen

Nach den ersten beiden Einzeln im Billie Jean King Cup gegen Lettland steht es in Schwechat 1:1.
Verfasst von: Manuel Wachta, 11.11.2022
© GEPA pictures/ Walter Luger
Sinja Kraus durfte sich von Daniela Vismane gratulieren lassen.

Alles offen nach Tag eins! Das Alpstar Austria Billie Jean King Cup Team hat im Play-off gegen Lettland im Multiversum Schwechat einen starken Eröffnungstag hingelegt. Nach einer unglücklichen 6:3,-2:6,-6:7-(9)-Niederlage einer tapferen Tamira Paszek (WTA 492) gegen Lettlands Spitzenspielerin Jelena Ostapenko (WTA 18), nach gar zwei vergebenen Matchbällen und 2:25 Stunden hartem Kampf, legte Sinja Kraus gleich im Anschluss eine ungemein starke Leistung hin. Der 20-jährige heimische Shootingstar (WTA 197) fertigte bei seinem allerersten Antritt als die Nummer eins von Österreichs Damen-Nationalteam Lettlands Nummer zwei Daniela Vismane (WTA 266) nach nur 57 Minuten mit 6:3, 6:1 ab.

Damit stellte Kraus auf 1:1 und wahrte die rot-weiß-rote Chance auf eine Überraschung im Play-off-Spiel gegen die Baltinnen. Ein Sieg würde der Mannschaft von ÖTV-Kapitänin und -Sportkoordinatorin Marion Maruska einen Platz in der im Frühjahr 2023 steigenden Qualifikation für die Billie Jean King Cup by Gainbridge Finals 2023 bringen. An diesem Samstag geht es jetzt um 11:00 Uhr (ab 10:55 Uhr live auf ORF SPORT+ und oetv.tv) mit dem Duell der zwei Topspielerinnen zwischen Kraus und Ostapenko weiter. Darauf spielt Paszek gegen Vismane, gefolgt vom abschließenden Doppel, für das momentan Melanie Klaffner und Kraus gegen Diana Marcinkevica und Beatrise Zeltina nominiert sind.

Paszek beweist Klasse und Kampfgeist

Für Paszek war es nach vielen Jahren, in denen sie durch Verletzungen und Krankheiten immer wieder stark zurückgeworfen worden war, der erste Auftritt gegen eine WTA-Top-20-Spielerin – genauer gesagt seit dem Achtelfinale beim WTA-Turnier in Birmingham im Juni 2016 (1:6, 3:6 gegen die damalige Weltranglisten-16. Madison Keys aus den USA). Doch die fehlende Spielpraxis auf diesem Topniveau ließ sich die Dornbirnerin zu keinem Zeitpunkt anmerken. Sie schaffte es vom Beginn weg, die fast direkt von den WTA Finals in Forth Worth, US-Bundesstaat Texas, auf Hartplatz angereiste Ostapenko zu bewegen, wie ÖTV-Teamkapitänin Maruska die Taktik im Vorfeld mitgegeben hatte. Zudem glückte es ihr, den Ball mit starker Defensivarbeit lange im Spiel zu halten und die Baltin hiermit letztlich häufig zum Fehler zu zwingen.

Ostapenko zeigte Wirkung, beging im ersten Satz gleich 21 unforced errors. Durch je ein Break im ersten und letzten Game entschied Paszek den Eröffnungsdurchgang glatt für sich und musste dabei keinen einzigen Breakball abwehren. Das sollte sich allerdings im zweiten Abschnitt schnell ändern, als die zweifache Wimbledon-Viertelfinalistin und Ex-Weltranglisten-26. jeweils nach hartem Kampf und mehreren Spielbällen den Aufschlag zum 0:1 und 1:4 hergeben musste. Aufs Rebreak zum 2:4 folgte ein weiteres verlorenes Servicegame zum 2:5, anschließend servierte Ostapenko zum Satzausgleich aus. Damit musste der dritte Durchgang entscheiden. Dort lag Paszek zunächst nur einmal, bei 4:3, in Führung, konnte viermal einen Breakrückstand (0:2, 2:3, 4:5, 5:6) wettmachen, rettete sich mit viel Klasse und tollem Kampfgeist ins Tiebreak.

Millimeter fehlen zum Sensationssieg

Dieser wurde zu einem Nervenkrimi, in dem die heimischen Fans die Lokalmatadorin fast zum Sieg gepeitscht hätten. Nach dieses Mal dreimaligem Minibreak-Rückstand von 0:1, 1:3 und 4:5 kämpfte sich Paszek erneut zurück und hatte bei 6:5 und 8:7 sogar zweimal Matchball bei eigenem Aufschlag. Beim zweiten Matchball fehlten ihr bloß Millimeter, als Ostapenko einen Vorhand-Longline-Ball gerade noch auf die Außenlinie setzte. Letztlich konnte die Baltin ihren dritten Matchball verwerten und erleichtert aufatmen. Mit ihrem Auftritt, der oftmals an alte Zeiten erinnern ließ, hat Paszek den heimischen Tennisfans dennoch viel an Freude bereitet und konnte sie den Platz erhobenen Hauptes verlassen. „Ich bin prinzipiell sehr stolz auf mich, wie ich alles gehandelt habe, wie ich gespielt und wie ich mich da reingefightet habe“, erklärte sie bei ihrer Pressekonferenz nach ihrer so starken Darbietung.

Dem verpassten Überraschungscoup trauerte Paszek einerseits freilich nach. Sie werde jedoch ruhig einschlafen können, denn: „Ich kann mir bei den beiden Matchbällen nichts vorwerfen. Aber es ist schade. Sie hat auf meinen Slice eigentlich nur Fehler gemacht – bis auf den Matchball, und den hat sie auf die Linie gespielt.“ Trotzdem würde ihr dieser Tag sicher einen Boost geben: „Für mich war der Walk-on-court schon sehr, sehr speziell und ich hatte Tränen in den Augen, weil’s für mich doch irgendwie wie in einem anderen Lebensabschnitt war, als wir das letzte Mal für Österreich in diesem Format (mit einem Heimspiel; Anmerkung) auf den Platz gegangen sind.“ Die Stimmung in Schwechat hätte ihr „Gänsehaut-Momente auf dem Platz gebracht, als die ganze Halle gestanden ist, mit unserem Fanclub und allen, die da waren. Mein Herz war wirklich für Österreich und fürs Team auf dem Platz und ich habe eine jede Sekunde da draußen genossen und versucht, alles zu geben.“

Machtdemonstration: Kraus lässt keine Zweifel aufkommen

Alles gegeben hat danach auch Kraus. Die rot-weiß-rote Zukunftshoffnung hatte freilich mit Vismane die einfachere Aufgabe vor sich, beeindruckend war allerdings, wie sie ihrer leichten Favoritenstellung bei ihrem Premierenmatch vorm Heimpublikum gerecht wurde und sich für die Niederlage im bis dato einzigen Duell (6:7 (6), 1:6 beim ITF-Damenturnier im tschechischen Milovice 2018) revanchieren konnte. Die junge Wienerin ließ zu keinem Zeitpunkt Zweifel am Ausgang der zweiten Partie des Tages aufkommen, entschied den ersten Satz mit Breaks zum 3:2 und 6:3 für sich und bestimmte mit druckvollem Spiel im zweiten Durchgang weiterhin das Geschehen. Ihr gelangen diesmal Breaks zum 3:1 und, nach einigem Kampf, zum 5:1, ehe sie nach der Abwehr der einzigen Breakchance gegen sie in der gesamten Begegnung zum souveränen Sieg ausservierte. Insgesamt verlor sie im ganzen Match bloß acht Punkte bei eigenem Aufschlag, vier davon im letzten Game.

„Es war wirklich ein sehr gutes Match“, freute sich Kraus hinterher. „Ich war am Anfang sehr nervös – auch am Ende eigentlich, als ich dann ausservieren durfte. Sonst habe ich mich auf dem Platz sehr gut gefühlt. Ich habe genau meinen Matchplan durchziehen und mein Spiel spielen können, und das ist mir gut gelungen.“ Bei Paszeks Spiel zuvor sei sie „fast noch nervöser gewesen. Es war superspannend. Es hat nicht viel gefehlt. Aber das war ein super Match von ihr, sie hat wirklich alles gegeben. Sie kann superstolz auf sich sein“, stärkte Kraus ihrer Teamkollegin den Rücken. Übers womöglich vorentscheidende Match gegen Ostapenko habe sie sich „noch keinerlei Gedanken gemacht. Ich habe mich erst mal nur auf dieses Match konzentriert. Ich freue mich erst mal ein bisschen und am Abend machen wir uns dann wahrscheinlich alle zusammen Gedanken, wie ich denn das Match angehen könnte.“

Maruska: „Null Vorwurf an Tamira, Hut ab vor Sinja“

Kapitänin Maruska lobte bei der Pressekonferenz die „wahnsinnig gute Stimmung“ – und berichtete von einem „auch für mich auf der Bank heute sehr aufregenden Tag. Ich habe gewusst, dass Tamira einfach gut drauf ist und sie – wie alle aus unserer Mannschaft – Ostapenko schlagen kann. Es war ein unfassbares Spiel und sehr, sehr knapp. Natürlich wär’s ein Traum gewesen, mit einem 2:0 in den morgigen Tag zu starten. Das ist schade mit den zwei Matchbällen – aber man kann Tamira da null Vorwurf machen, sie hat alles gegeben, auch bei den Matchbällen. Ostapenko hat dann einfach unfassbar gespielt und war vielleicht auch ein bisschen glücklich“, sprach Maruska den Linienball der Lettin an. Viel an Freude bereitete ihr auch die Vorstellung von Kraus: „Hut ab! Großen Respekt vor der Leistung. Ein erstes Mal als Nummer eins von Österreich zu spielen und dann so eine Leistung abzuliefern, ist schon sehr, sehr stark. Vismane hat da eigentlich keine Chance gehabt, ist nicht mal ansatzweise zu ihrem Spiel gekommen.“ Auf den Entscheidungstag wollte Maruska noch nicht sehr weit vorausblicken: „Wir werden uns jetzt mal aufs erste Einzel von Sinja morgen vorbereiten und dann schauen wir weiter.“

Österreichs Damenequipe konnte im Multiversum Schwechat übrigens nicht nur auf die höchst lautstarke Unterstützung des heimischen Fanclubs, sondern auch auf jene vieler teils prominenter Gäste setzen. Unter anderen waren Niederösterreichs Sportlandesrat Mag. Jochen Danninger, Schwechats Vizebürgermeister sowie Sportstadtrat Christian Habisohn, einige weitere wichtige politische Vertreter, die Ex-Nationalteamspielerinnen Barbara Schett-Eagle, Patricia Wartusch und Evelyn Fauth vor Ort und fieberten mit den ÖTV-Assen mit. Seitens des Österreichischen Tennisverbands drückten Präsident Martin Ohneberg, Geschäftsführer Wirtschaft Thomas Schweda und einige mehr sowie mehrere Landesverbände mit ihren Vertretern kräftig die Daumen in der Veranstaltungshalle vor den Toren von Wien. Für den Entscheidungstag am Samstag haben sich außerdem ÖTV-Vizepräsident Georg Blumauer, ÖTV-Vizepräsidentin Elke Romauch sowie erneut Ex-Profi Petra Russegger angekündigt.

Billie Jean King Cup 2022, Play-off im Multiversum Schwechat:

Österreich – Lettland 1:1

Tamira Paszek – Jelena Ostapenko 6:3, 2:6, 6:7 (9)
Sinja Kraus – Daniela Vismane 6:3, 6:1
Sinja Kraus – Jelena Ostapenko
Tamira Paszek – Daniela Vismane
Melanie Klaffner / Sinja Kraus – Diana Marcinkevica / Beatrise Zeltina

Das Programm beim Billie Jean King Cup Österreich  Lettland

Freitag, 11. November, 12:45 Uhr: Beginn 1. Spieltag (ab 12:40 Uhr live auf ORF SPORT+ und oetv.tv)

Samstag, 12. November 11:00 Uhr: Beginn 2. Spieltag (ab 10:55 Uhr live auf ORF SPORT+ und oetv.tv)

© GEPA pictures/ Walter Luger

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