TENNIS & UNIVERSITY: Interview mit Tijana Zlatanovic
Tijana Zlatanovic, eine junge, überaus sympathische und erfolgreiche Sportlerpersönlichkeit mit einer beeindruckenden Entwicklung im Gespräch mit dem STV-Präsidenten Christian Zulehner:
CZ: Wie war das für dich, kurz bevor es nach Amerika ging, viel Aufregung, Nervosität usw. was ging dir alles durch den Kopf ?
Tijana: Weder noch, ich war einfach „ready“ dafür!
CZ: Selten zuvor habe ich einen derart entschlossenen Blick bei jemanden gesehen…
Wann hast du mit dem Tennissport begonnen?
Tijana: Ich habe mit 6 Jahren, also 2007 mit dem Tennissport begonnen. Meine Eltern haben mir von Beginn an ein regelmäßiges Training mit einem Trainer ermöglicht.
CZ: Haben deine Eltern gleich erkannt, dass du höchst talentiert bist und darum ein dementsprechendes finanzielles Engagement von Anfang an reingelegt?
Tijana: Nein so war das nicht (lacht). Im Gegenteil, ich habe zwar diesen Sport von Anfang an geliebt, aber mit den Erfolgen hat es grade im Kindertennis eher dünn ausgesehen.
CZ: Das ist äußerst schwer nachvollziehbar, wenn ich an deine hervorragende Saison 2019/20 denke und du plötzlich mit 18 Jahren in der österreichischen Spitze angekommen bist (ÖTV Rangliste Platz 6)!
Tijana: Dass ich in Österreich tatsächlich in die Top 10 komme, hätte ich mir in der Jugend nicht mal erträumen lassen.
CZ: Was war schlussendlich ausschlaggebend für diese erfolgreiche Entwicklung?
Tijana: Klar müssen da viele Komponenten zusammenstimmen, aber das wichtigste im Spitzensport ist aus meiner Sicht das unmittelbare Umfeld, allem voran die Familie und natürlich auch die Trainer.
CZ: Inwiefern?
Tijana: Eltern sollen keinen Druck machen, denn Erfolge kommen beim einen früher, beim anderen später. Jedes Kind hat eine individuelle Entwicklungsdauer und dementsprechend wirkt sich das bei den Erfolgen aus.
CZ: War das bei dir nicht so?
Tijana: Überhaupt nicht, ich habe bis heute nicht einmal von meinen Eltern irgendwelchen Druck bekommen, ganz im Gegenteil, wenn es mir nach einer Niederlage nicht besonders gut ging haben meine Eltern alles dafür getan mich wieder aufzurichten anstatt lange Nachanalysen oder Nachbesprechungen einzufordern. Das ist einzig und allein Sache des Trainer-Teams, in meinem Fall war es meist Soma Kesthely, der mit mir die Spielanalyse machte bzw. heute noch macht und mir konstruktives bzw. höchst kompetentes Feedback gibt. Es braucht auch Phasen und Orte, wo es um andere Themen als Tennis geht und zu Hause ist der beste Platz dafür.
CZ: Waren vielleicht deine Eltern deshalb so entspannt, weil das Geld bei euch keine Rolle spielte?
Tijana: Nein, es regnete meinen Eltern ganz und gar nicht einfach so herein. Abgesehen davon, dass ich auch einen Bruder habe für den sie sorgen mussten, war die Finanzierung für meinen Tennissport ganz sicher immer eine große Herausforderung, aber damit wurde ich nie konfrontiert. Das Einzige was von mir erwartet wurde war, dass ich meinen schulischen Verpflichtungen nachkomme.
CZ: Zurück noch mal auf deine erfolgreiche Saison 2019/20, in der du viele tolle Erfolge feiern konntest wie z.B.: ÖM Titel im Doppel mit Eva Riml, du hast den stark besetzten Wintercup gewonnen, von 5 Turnieren konntest du 4 x gewinnen, warst auch in deiner 1. Bundesliga Saison für den UTC Fischer Ried erfolgreich und bist, wie schon erwähnt, bis auf Platz 6 in der ÖTV Rangliste vorgestoßen, noch dazu im Maturajahr. Was ist dein Erfolgsgeheimnis?
Tijana: Ich weiß nicht, ob das als Erfolgsgeheimnis zu bezeichnen ist, was mir jedoch immer schon sehr dienlich war und zwar sowohl im Sport als auch in der Aus- und Weiterbildung, ist mein ausgeprägter Fleiß, meine eiserne Disziplin und der ungebrochene Wille, meine gesteckten Ziele umzusetzen bzw. zu erreichen und die dafür notwendige Beharrlichkeit.
CZ: Apropos Aus- und Weiterbildung, du hast bereits das 1. Jahr an der Illinois State University erfolgreich absolviert, wann hast du dich entschieden in die USA zu gehen und was waren deine Beweggründe?
Tijana: Das war in der 7. Klasse, ich war gerade 16. Jahre alt. Die Idee kam von meinem Trainer Soma Kesthely und er konnte mich gleich dafür begeistern. So sehr ich den Tennissport auch liebe, für mich war immer klar, meinen Sport nur in Verbindung mit einem adäquaten Aus- und Weiterbildungs-programm zu betreiben. Die Wahrheit ist, dass es weltweit nur einem Bruchteil gelingt vom Tennissport leben zu können, dafür muss man schon in die Top 100 kommen. Wenn man dann beispielsweise mit 25 Jahren aufhören muss, weil es sich finanziell einfach nicht mehr ausgeht und man keine Ausbildung vorweisen kann, wird es mit den Jobmöglichkeiten ziemlich eng.
CZ: Auf der Homepage von der Illinois State University ist auf der Startseite „A Space for Everyone“ zu lesen. Ganz so einfach wird’s wohl nicht gewesen sein, was sind die Aufnahmekriterien um überhaupt dorthin zu kommen?
Tijana: Diese Universität ist dahingehend ausgerichtet, Studenten aus aller Welt die Möglichkeit zu bieten, neben den unterschiedlichen Studienrichtungen weiterhin ihren Sport professionell ausüben zu können und das wahlweise in 12 verschiedenen Sportarten. Schulisch ist ein guter Notendurchschnitt aus der gesamten Oberstufe die Voraussetzung und sportlich werden beispielsweise im Tennis vorwiegend die ITF Punkte herangezogen. Ich hatte das Glück, dass eine Trainerin der Uni eine Sichtungsreise nach Europa machte und mich beim Training beobachtete. Glück deswegen, weil ich kaum internationale Turniere gespielt habe und somit nur wenig ITF Punkte sammeln konnte. Offensichtlich war sie mit meinem Tennisperformance sehr zufrieden, somit kam der nächste Schritt und zwar musste ich einen Mathe- und Englisch Test (SAT Test) und einen zusätzlichen TOEFL Test (Englischeinstufungsniveau) absolvieren, den ich ebenfalls sehr gut bestanden habe. Jetzt ging es nur noch darum, im Corona Jahr endlich die USA Reise antreten zu können. Dieses Warten und die Ungewissheit ob ich überhaupt reisen kann war ziemlich nervig. Im August 2020 ging es das erste Mal rüber. Dort angekommen musste ich vorerst 2 Wochen in einer Wohnung in Quarantäne verbringen, die von der Uni am Campus zur Verfügung gestellt wurde, da gibt’s auch attraktivere Erlebnisse! (lacht).
CZ: Von welchem Kostenaufwand sprechen wir für so eine duale Ausbildung?
Tijana: Es gibt unterschiedliche Stipendien die wiederum von den schulischen und sportlichen Erfolgen abhängen.
CZ: Wie kann man sich das vorstellen?
Tijana: Stipendien werden in sogenannte „Divisions“ eingeteilt. Da es mir von Beginn an gelungen ist sowohl schulisch als auch sportlich für die „Redbirds“ (Name des University Teams) zu überzeugen, konnte ich mir den „Division I Status“ erarbeiten und erhielt somit ein Vollstipendium.
CZ: Das heißt du musst für deine duale Ausbildung nichts bezahlen?
Tijana: So ist es, bis auf meine Flug- bzw. Reisekosten wird mir das Studium zu 100% finanziert.
CZ: Du hast gerade von deinem Team gesprochen, ist das wie eine Mannschaftsmeisterschaft zu verstehen?
Tijana: Ja genau, wir müssen mindestens 6 Spielerinnen sein und spielen in der 1. Phase in der sogenannten „Conference Gruppenphase“ mit anschließendem Conference Tournament (k.o. System). Zuvor, also von Jänner bis April werden Vorbereitungsmatches gegen viele Unis innerhalb der USA ausgetragen. Die Gruppensieger steigen dann auf. Generell ist der Teamgedanke dabei ganz großgeschrieben, darum gibt es, typisch amerikanisch, viele Auszeichnungen um u.a. auch die Motivation hoch zu halten.
CZ: Wie sieht es bei dir mit Auszeichnungen aus, gibt es da schon welche?
Tijana, (mit einem verschmitzten Lächeln): Ja, ich konnte alle meine Spiele sowohl im Einzel als auch im Doppel gewinnen und erhielt viele Auszeichnungen, angefangen vom “Player of the Week”, „Freshman of the Year”, bis hin zum “Player of the Year”.
CZ: Wow, das ist ja eine unglaubliche Leistung, wie fühlt man sich da als höchst erfolgreiche Österreicherin in einer amerikanischen Uni?
Tijana: Natürlich freut man sich und ist auch stolz darauf, nur ich bin generell nie zu euphorisch, denn im Handumdrehen kann alles wieder anders sein.
CZ: Wie oft bzw. wie viele Stunden hast du Zeit zum Trainieren an der Uni?
Tijana: Auch das kommt auf den Lernerfolg an. Ich bin in der glücklichen Lage das ich mein Trainingskontingent von 20 Stunden pro Woche voll auskosten darf, demnach bin ich in der 50:50 Regelung, 50% meines Zeitaufwands darf ich fürs Tennis aufwenden und die anderen 50% zum Studieren.
CZ: Welche Fächer bzw. Studienrichtung hast du eingeschlagen?
Tijana: Es gibt hier verschiedene Möglichkeiten. Man kann entweder in den ersten beiden Jahren ein sehr allgemein gehaltenes Curriculum wählen und sich in den darauffolgenden Jahren spezialisieren. Oder sich wie in meinem Fall, da ich genau weiß was ich studieren möchte, gleich entscheiden. Ich habe mich von Beginn an für Psychologie und Sportwissenschaft entschieden.
CZ: Die Studiendauer beträgt also regulär 4 Jahre?
Tijana: Ja, nach 4 Jahren schließt man, (sofern alles gut geht), mit dem Bachelor ab.
CZ: Muss ich jetzt Angst haben, dass sie dich da drüber behalten bzw. dass du in den USA bleibst und du nicht mehr für den STV spielst?
Tijana: Niemals, dafür liebe ich meine Heimat und mein Umfeld viel zu sehr!
CZ: Dass du dich zu Hause wohl fühlst ist nicht zu übersehen, wenn ich mir heuer deine Resultate im Zuge deines Österreich Aufenthalts ansehe: Du hast in der Bundesliga für den UTC Ried 3 Siege von 5 Matches eingefahren und beim stark besetzten ÖTV Challenger Turnier in Wels gleich das Finale erreicht! Bist du zufrieden?
Tijana: Ja klar, wobei es kann immer noch besser gehen, (grinst…)
CZ: Vielen Dank für das spannende Gespräch und weiterhin good luck !